TAKT – Eine Woche voller Musik, Worte und Begegnungen

TAKT, die Textautor:innen- und Komponist:innentagung, hat eine lange Geschichte. Seit 1947 treffen sich Textautor:innen und Musiker:innen, um neue geistliche Lieder zu schreiben. Einige TAKT-Lieder sind bereits im Gesangbuch zu finden.

Ich war schon vorher neugierig auf TAKT – auf diese besondere Gemeinschaft von Menschen, die schreiben, dichten, komponieren – nicht nur für sich, sondern im Austausch. TAKT bringt zusammen, was bewegt in Kirche und Gesellschaft. Es sind Leute, die Lieder schreiben; Liedtexte oder Melodien, die etwas zu sagen haben, die in Kirchen, in Gemeinden, aber auch darüber hinaus wirken wollen.

Die Location:
Wir waren in der Akademie Sankelmark – ein schöner Ort am See mit Zimmern, die so schlicht wie wohltuend waren. Mein kleines Zimmer diente als Arbeits- und Rückzugsort.

Für die Teilnahme an der Tagung hatte ich eine Woche Urlaub genommen, da der Termin nicht mit meinem Arbeitsalltag vereinbar war. Und auch Unterkunft und Verpflegung mussten natürlich selbst bezahlt werden. Anfangs fand ich es verrückt, sich eine ganze Woche Urlaub zu nehmen, Geld zu bezahlen und dann auch noch hart zu arbeiten. Aber diese Arbeit ist so einmalig, so inspirierend und bereichernd, dass der zeitliche und finanzielle Aufwand allemal gerechtfertigt ist.

Morgens – Ankommen im Text
Das Motto der diesjährigen Tagung lautete: „Alles, was Recht ist“, was nicht nur ich, sondern auch die anderen Texter:innen, anfangs als „sperrig“ empfanden. Aber ich war vorbereitet und hatte bereits zuhause an einem Text gearbeitet, den ich mit zur ersten Gruppenarbeit in die Texter:innengruppe nahm.
In der Gruppe saßen wir an Tischen im kleinen Tagungsraum, zwölf Texter:innen. Außerdem Zettel, Stifte, Reimlexika. Wir lasen uns unsere Texte vor, besprachen Bilder, Rhythmen, Reime. Oft gerieten wir ins Grübeln: Ist die Metapher stimmig? Trägt der Satz? Ist das Metrum durchgängig?
Ich habe an meinem Text gefeilt, Worte gesucht – und schließlich auch gefunden.

Mittags – Musik trifft Wort
Nach der Pause wechselte ich zur Komponist:innengruppe in den großen Saal. Hier hatten wir einen Flügel, und unsere Noten wurden per Beamer an die Wand projiziert. So konnte sie jeder sehen – auch ohne Brille.

In der Komponist:innengruppe waren wir insgesamt zu acht. In dieser Gruppe wurde gesummt, gespielt, gesungen, Rhythmen ausprobiert, Harmonien diskutiert.

Die Zusammenarbeit in dieser Gruppe faszinierte mich besonders: Wie verändert sich ein Text, wenn Musik hinzukommt? Was muss eine Melodie leisten, damit der Text lebt und atmet? Wann kann die Musik einem Wort Tiefe verleihen?

Bei der Arbeit in der Gruppe ging es nie ums Bewerten, sondern ums Weiterdenken: Was soll gesagt werden – und wie lässt sich diese Botschaft klar und kraftvoll ausdrücken?

Nachmittags – Arbeit am Kern
Nachmittags (und nachts) war Zeit, um an eigenen Werken zu arbeiten. Das war die anspruchsvollste Zeit. Es war intensives, kreatives Arbeiten, wenn die erste Idee nicht weiterführte, wenn Melodie und Text sich gegenseitig im Weg standen, wenn ich merkte, wie viel noch fehlt.

Aber gerade dann entstand oft etwas Neues, nicht sofort perfekt, aber ehrlich. Und dann, ganz plötzlich, diese magischen Momente, in denen alles passte, wenn Text und Musik ineinandergriffen, wenn ein Text durch eine Melodie an Bedeutung, Ausdruckskraft und Tiefe gewann.

Abends – Teilen, Zuhören, Wachsen
Abends kamen wir wieder alle zusammen. Wir stellten unsere Arbeiten vor, die fertigen Texte und Lieder. Wir hörten zu, gaben Rückmeldung. Diese Abende waren besonders, oft berührend, wenn aus Text und Melodie zusammen etwas Einzigartiges entstand.

Was TAKT mit mir gemacht hat
TAKT war konzentrierte, herausfordernde Arbeit. Aber genau das war so wertvoll.
Ich habe gelernt, genauer hinzuhören, auf das, was ein Lied braucht. Ich habe gemerkt, wie sehr mich die Begegnung mit anderen inspiriert – Menschen, die für das brennen, was sie tun, die Musik nicht machen, sondern leben.

Ich gehe zurück in meinen Alltag mit einem Kopf voller Ohrwürmer, mit Ideen, Entwürfen, neuen Perspektiven und auch mit Neugier für Worte und Klänge und für das, was zwischen beidem entsteht.

Was bleibt?
TAKT war für mich wie ein kreativer Workshop: immer fordernd, manchmal frustrierend, oft beglückend. Ich habe viel hinterfragt, viel verworfen. Ich bin mit neuen Fragen zurückgekommen, aber auch mit einem klareren Gefühl dafür, was ich will, was ich sagen möchte – und wie.

Es war intensiv und sehr inspirierend. Das Beste daran: Ich habe insgesamt drei Lieder fertiggestellt: zwei Kompositionen und einen Text, den ein Komponistenkollege vertont hat. Alle fertigen Lieder haben wir am letzten Tag im Schnelldurchlauf aufgenommen und katalogisiert. Das Ganze wird an einen Verlag geschickt, was für mich ein greifbarer Erfolg und ein Beweis für den fruchtbaren, kreativen Austausch bei TAKT ist.

Wenn nichts dazwischenkommt, werde ich nächstes Jahr wieder dabei sein. Und wer er weiß, ob eines der neuen TAKT-Lieder nicht eines Tages in unserem Gesangbuch landet:-)

[Bianka Kilwinski, im September 2025]

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